Grensing

Business Technology Consulting GmbH

Welches Planungstool hat in S/4-Hana welche Aufgaben?

2022-06-27

Zwischen den SAP-Logistikplanungstools gibt es eine Reihe von Überschneidungen. Daher ist eine kurze Übersicht sinnvoll, wann Sie welches Tool benötigen und wann nicht. Diese Übersicht ersetzt keine ausführliche Beratung, sondern bietet lediglich einen vereinfachten "ersten Blick".

MRP-live

Der MRP-live ist das "Default"-Planungstool in S/4-HANA. So lange nichts anderes festgelegt ist, verwenden Sie MRP-live. MRP-live "plant" im eigentlichen Sinne nicht, sondern ist ein Rechenalgorithmus:

  • Bedarfe werden zum Bedarfstermin durch Zugänge gedeckt.
  • Stücklisten werden aufgelöst und Sekundärbedarfe angelegt.
  • Arbeitspläne (und Planungsrezepte) werden aufgelöst und Kapazitätsbedarfe werden angelegt.
  • Umlagerungsbedarfe werden angelegt.

Der Planungslauf im MRP-live ist darüber hinaus in der Lage, Materialien, die mit anderen Tools (MRP classic, PP/DS) geplant werden, integriert mitzuplanen.

MRP classic

Der MRP-classic ist der vor S/4-Hana verwendete MRP. Theoretisch sollte der in einer S/4-Hana-Implementierung nicht mehr genutzt werden müssen. Es gibt jedoch mit S/4-Hana innerhalb des MRPs eine Reihe von konzeptionellen Änderungen. Sollten diese vorerst nicht gewünscht sein, muss weiterhin der MRP-classic genutzt werden, was über entsprechende Stammdaten oder Zusatzprogrammierung eingestellt werden kann.

(e)PP/DS

PP/DS ist das Produktionsplanung und -terminierungsinstrument innerhalb von S/4-HANA. Die Nutzung von PP/DS benötigt eine eigene Lizenz und ist immer dann nötig, wenn komplexe Produktionsplanungsaufgaben gelöst werden sollen. Darunter fällt insbesondere:

  • die Reihenfolgeplanung (die Produktionsreihenfolge entspricht nicht der Bedarfsreihenfolge)
  • Rüst- und Reinigungsplanung und -optimierung
  • Auswahl alternativer Produktionsressourcen
  • Einplanung auf der grafischen Plantafel

Wird ein Material in PP/DS geplant, müssen im Regelfall auch seine Bedarfsverursacher in PP/DS (anstatt im MRP) geplant werden. Insbesondere bei Umlagerungen wird dies gerne übersehen.

Wird SAP IBP für die operative Planung genutzt - erstellt IBP also mehr als Planprimärbedarfe - ist PP/DS das Tool der Wahl für die operative Umsetzung der IBP-Planung.

PPO (Production Planning Optimizer)

PP/DS enthält einen Optimierer für komplexe Planungsaufgaben. Der PP/DS-Optimierer kann jedoch keine Aufträge anlegen, sondern nur termingerecht einplanen. Um bereits in der Planung auf der Basis von Einschränkungen und Prioritäten Aufträge zu erstellen, wurde der Optimierer der zuvor im APO-Modul SNP im Einsatz war als "Production Planning Optimizer" in das PP/DS-Modul integriert. Somit lassen sich komplexe Planungsszenarien direkt in S/4-HANA modellieren.

Predictive MRP

Der Predictive MRP ist ein neues Werkzeug innerhalb von S/4-Hana welches neuerdings keine eigene Lizenz mehr benötigt. Es dient dazu, auf Basis des MRPs Simulationen durchzuführen. In diesen Simulationen kann getestet werden, was passiert, wenn es im Zeitverlauf zu Einschränkungen bei den internen und externen Beschaffungsmengen kommt. Es können dann Bedarfe entsprechend angepasst oder verschoben oder andere Maßnahmen ergriffen werden.

Wichtig: dieser Prozess erfordert aktives Eingreifen von Seiten des Anwenders. Es ist kein Bestandteil eines automatisierten Planungsprozesses.

IBP Sales & Operations Planning (S&OP)

SAP IBP ist nicht Teil von S/4-HANA sondern eine eigenständige SAP Cloud-Lösung für die Logistikplanung. Das S&OP-Modul wird dabei im Regelfall für eine mittel- bis langfristige taktische Planung genutzt:

  • Die Planung erfolgt in festen Zeiteinheiten (Buckets), also z.B. wöchentlich oder monatlich
  • Der Standard-Planungsalgorithmus in IBP S&OP arbeitet infinit, d.h. vergleichbar mit dem MRP in S/4-HANA.
  • Das Planungsergebnis des Planungslaufs wird im Standard nicht operativ weiterverwendet, d.h. es werden erst einmal keine Aufträge in S/4-HANA angelegt, sondern das Ziel ist der Abgleich mit einem Bedarfsplan, der auf Basis der aus dem S&OP Supply-Planungslauf gewonnen Informationen über die Kapzitätssituation entsprechend (manuell) angepasst wird.
  • IBP S&OP verfügt auch über einen Optimierer und eine finite Heuristik. Deren Nutzung ist jedoch nur bei Vorliegen einer Supply & Response-Lizenz möglich.
  • Eine Integration in die operative Planung ist mit der aktuellen S/4-Hana-Version über PP/DS möglich.

IBP Supply & Response

IBP Supply & Response dient zur operativen Planung im Zusammenspiel mit S/4-HANA. Supply & Response arbeitet im Gegensatz zu S&OP auftragsbasiert und verfügt über eine eigene finite Planungsheuristik bzw. einen Optimierer und erlaubt daher einerseits die Verwendung komplexer Prioritätsregeln, andererseits ist Supply & Response in die Planung in PP/DS eingebunden. Daraus ergeben sich eine Reihe von Anwendungsfällen, für die die Nutzung von Supply & Response sinnvoll ist:

  • Unabhängig von der Produktionsplanung gibt es im Vertrieb Kapazitätsrestriktionen, die regelbasiert über Prioritäten gelöst werden können.
  • Es kommt kurz- bis mittelfristig zu regelmäßigen Veränderungen auf der Angebots- und Nachfrageseite, was zu Kapazitätsproblemen führen kann. Supply & Response hilft dem Anwender über entsprechende Apps, solche Situation zu analysieren und Lösungsszenarien zu entwerfen.
  • Das Distributionsnetzwerk muss mit Umlagerungsbestellungen beliefert werden. Dabei kommt es immer zu kurzfristigen Nachfrage- oder Angebotsschwankungen, so dass die optimale Belieferung auf der Basis eines Deployment-Prozesses errechnet werden muss.

In jedem Einzelfall ist abzuwägen, mit welchem Werkzeug insbesondere operative Planung durchgeführt wird. Es sind dabei insbesondere Implementierungsdetails der einzelnen Optimierer und Heuristiken die hier vielfach den Ausschlag geben, den nicht jedes Planungsszenario kann immer problemlos mit jedem Tools abgebildet werden und benötigt daher eine detaillierte und kompetente Analyse.