Grensing

Business Technology Consulting GmbH

Digitalisierung und Du - Uwe Grensing über Technologie-Trends und das SAP-Umfeld

2018-04-23

Digitalisierung und Du

Geht es Ihnen auch so: man kommt sich manchmal vor wie im falschen Film?

Während die einen selbstfahrende Autos bauen, virtuelle Währungen erfinden oder das menschliche Genom analysieren, verbringt man die eigene Arbeitszeit damit, neue Barcode-Palettenetiketten zu designen, sucht nach neuen Wegen, Kundenaufträge zu blockieren oder man stellt sicher, dass Kontonummern im Vatikan, St. Helena und den Faröer-Inseln auf allen SAP-Systemen im Unternehmen die gleiche Länge haben.

Ist das die Digitalisierung von der alle reden?

Es ist sicher nicht die Aufgabe der Unternehmens-IT, ununterbrochen die Prozesse des gesamten Unternehmens umzukrempeln. Es gibt Zeiten, in denen sich Unternehmen darauf konzentrieren sollten, ihre eigentlichen Aufgaben wahrzunehmen und Geld zu verdienen.

Dann kommen aber auch wieder Zeiten, wo Prozesse, Systeme und Funktionalitäten auf den Prüfstand müssen und ein Generationenwechsel stattfindet - Neues kommt, Umdenken und Veränderung stehen im Mittelpunkt.

Und da sind wir wieder bei der Digitalisierung, von der alle reden.

Während wir mit den Barcodeetiketten beschäftigt waren, ist offensichtlich etwas in der technischen Entwicklung passiert, was nun auch seinen Weg in die Unternehmen sucht.

ERP-Systeme basieren - extrem abstrahiert - auf einem sehr einfachen Konzept: der Anwender erfasst Daten in einer Datenbank, die auf sehr vorhersehbare Weise durch das System weiterverarbeitet und - in eine andere Form umgewandelt - wieder ausgegeben werden.

Doch inzwischen steht Rechnerkapazität, Speicherplatz und Kommunikationsbandbreite in einem Ausmaß zur Verfügung, wie es noch vor wenigen Jahren undenkbar war: für wieviele Materialien kann man mit der Rechenleistung, ein gesprochenes "Ok, Google", "Hey Siri" oder "Alexa" zu erkennen, einen MRP-Lauf durchrechnen?

Dieses Potenzial steht jetzt auch Unternehmen offen, durch neue Algorithmen, Funktionalitäten und Herangehensweisen das Nutzenpotenzial von IT-System auf ein neues Niveau zu heben. Zugegeben: wir stehen dabei ganz am Anfang einer Entwicklung. Und ob alle momentan gehypten Technologien wie Big-Data, Machine Learning, Internet of Things und Blockchain tatsächlich die sind, die sich am Ende auch für Unternehmen als Teil der täglichen Arbeit behaupten, und es nicht vielleicht auch ganz andere Dinge sind, kann momentan noch keiner sagen.

Nicht jedes Unternehmen muss das Rad neu erfinden: das Schöne an Standardsoftware wie S/4-HANA - und das gilt in noch stärkerem Maße für Cloud-Software - ist, dass neue Technologien frühzeitig auch nicht direkt IT-affinen Unternehmen zur Verfügung stehen - wenn sich diese darauf einlassen. Hier ein paar zufällig ausgewählte Beispiele aus der S/4-HANA-Roadmap:

  • Während Sie auf eine Lieferung Ihres Lieferanten warten, kann das System aufgrund vergangener Abweichungen vom geplanten Liefertermin eine Vorhersage machen, wann Sie am wahrscheinlichsten Ihre Lieferung erhalten.
  • Sprachverarbeitung für die Auftragserfassung im Vertrieb
  • IoT-basiertes Track-and-Trace in der Lieferverarbeitung
  • Demand-Driven MRP - ein Bedarfsplanungalgorithmus, der unter anderem gleichzeitig Sicherheitsbestände auf unterschiedlichen Produktionsstufen einplant

Technisch ehrgeizigere Unternehmen können einen Schritt weiter gehen und die vorhandenen Technologien als Grundlage selbst entwickelter experimenteller oder wegweisend produktiver Systeme nutzen. Auch dafür stellt SAP über die SAP Cloud Platform eine Reihe von interessanten APIs zur Verfügung:

  • Weltweite cloud-basierte Steuerberechnung für die Umsatzsteuer inkl. Sonderregeln wie Triangulation etc
  • Machine Learning für die Verarbeitung von Eingangsrechnungen
  • Unterstützung für die automatisierte Übersetzung von kundeneigenen Anwendungen in andere Sprachen
  • Machine Learning Foundation für die Nutzung von Machine Learning Algorithmen in eigenen Anwendungen

Viele Unternehmen haben in den letzten zwanzig Jahren ihre Hausaufgaben in Bezug auf die Prozessintegration gemacht. Viele können jedoch die Gelegenheit die durch neue Technologien und Funktionalität geboten wird, nutzen, um ihren Rückstand auf diesem Gebiet aufzuholen.

Eines ist aber auch klar: neue Technologien und Algorithmen müssen erlernt und verstanden werden. Während eine SAP R/3-Einführung vor zwanzig Jahren im Prinzip überschaubares theoretisches Know-How erforderte, stellt die Einführung und Parametrisierung von Machine-Learning Algorithmen für unterschiedliche Anwendungszwecke, Multi-Echelon-Optimierungsansätzen in der Bestandsplanung oder eines Demand-Driven MRP-Prozesses Berater, Systembetreuer und Anwender zunächst vor neue Herausforderungen. Sind diese Technologien wettbewerbsrelevant, werden nur die Unternehmen davon profitieren, die in der Lage sind, diese neuen Technologien rechtzeitig zu adaptieren. Setzen sich Technologien nicht durch, beispielsweise weil sie für die tägliche Anwendung doch viel zu komplex sind, können Unternehmen viel Geld sparen, wenn sie nicht in jede Sackgasse mitlaufen.

Erfahrene und kompetente Architekturberatung kann Ihnen hierbei den entscheidenden Mehrwert bringen! Ich freue mich, mit Ihnen Ihren Erfolg zu gestalten.

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