Grensing

Business Technology Consulting GmbH

Flat Files sind auch Schnittstellen

2017-01-12

Manchmal suchen Anwender pragmatische Lösungen. Eifrige Berater und Programmierer unterstützen dabei oft gerne. Dann zum Beispiel, wenn die SAP-Systemwelt unübersichtlich und komplex wird oder wenn die Designphase im Projekt schon abgeschlossen ist. Dann mag oder darf man keine Web Services mehr definieren, keine Felder und Datentypen mappen, sich nicht mit IDOC Typen herumschlagen - Schnittstellen werden dann keine mehr gebaut. An dieser Stelle kommt meist jemand auf die geniale Idee, Flat Files auszutauschen. Wie früher. Angeblich viel einfacher. Ist ja nur temporär. Und Schnittstelle ist das ja dann nicht. Nur ein einfacher Report. An dieser Stelle frage ich mich natürlich immer, ob wir Projektmethoden und Systemarchitekturen nur zum Spaß benutzen. Ist es denn nicht sinnvoll, eben keine Flat Files mehr auszutauschen, sondern im Rahmen eines geordnet ablaufenden Projekts mit geeigneten Werkzeugen stabile und verlässliche Schnittstellen zu bauen?

Die Process Integration und Messaging Systeme sind andererseits vielfach zu neuen Trutzburgen von IT-Abteilungen und externen Dienstleistern geworden. Sie repräsentieren gerne mit großen Konzepten das in Stein gehauene "geht nicht."

Dann wird es in der Tat schwierig. Dann muss man sich als Prozessarchitekt auf eine Gratwanderung begeben: geht man den kurzfristig pragmatischen Weg, macht die Augen zu und lässt Programmierer und Anwender gemeinsam zukünftigen Wartungs-Horror basteln, macht man dem Anwender klar, dass seine Anforderungen nicht ins Konzept passen oder zu spät kommen und er auf ein späteres Release oder Projekt warten muss oder kämpft man für eine saubere Lösung - auch wenn das Projektumfeld schwierig ist?

Es gibt hier keine allgemeingültige Antwort. Sondern hoffentlich nur die Erfahrung, im konkreten Einzelfall die richtige Entscheidung zu treffen.

Aber eines gilt trotzdem: auch Datenaustausch per Flat File ist eine Schnittstelle!